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Indirekte vs. direkte Methode
Multivariat angelegte Projekte wie SyHD setzen auf eine Kombination indirekter und direkter Erhebungsmethoden. Bei der indirekten Methode handelt es sich um eine schriftliche Befragungsform. Die Erhebung erfolgt hier mittels Fragebogen, die postalisch an die Gewährspersonen (kurz: GP) versandt oder digital zur Verfügung gestellt werden und somit unter Abwesenheit eines_r Explorator_in ausgefüllt werden. Die indirekte Methode erweist sich insbesondere als geeignet für lexikalische und (morpho-)syntaktische Fragestellungen.
Indirekte Methode
Vorteile:
- geringe Kosten
- geringer personeller und zeitlicher Aufwand
- Beobachter-Paradoxon aufgrund räumlicher und zeitlicher Trennung von Explorator_in und GP irrelevant
- Quantität der Daten: lückenlose Abdeckung großer Erhebungsgebiete
Nachteile:
- keine Hilfestellung durch Explorator_in, keine Möglichkeit der Rückfrage durch GP
- keine Erfassung von Reaktionen (z. B. Zögern) und Kommentaren der GP
- gemeinsames Ausfüllen, z. B. mit Ehepartner_in, oder Ausfüllen durch andere
=> keine Kontrolle über Erhebungssituation! - „Laienschreibung“ (= Verschriftlichung anhand des normalen Alphabets)
- bestimmte sprachliche Erscheinungen nicht bzw. nur schwer erhebbar (z. B. Phonologie, Phonetik, Prosodik)
Direkte Methode
Die direkte Methode stellt eine mündliche Befragungsform dar. Sie hat die Erhebung gesprochener Sprache zum Ziel. Ein_e Explorator_in führt vor Ort, in der Regel bei den Gewährspersonen daheim, Befragungen durch und zeichnet diese mithilfe eines Tonträgers auf. Insbesondere Phänomene, die indirekt nicht bzw. nur schlecht erhebbar sind (u. a. Phonetik, Phonologie, Prosodik), können auf diese Weise untersucht werden, aber auch Syntax und Lexik.
Vorteile:
- Hilfestellung und gezielte Nachfragen durch Explorator_in, Möglichkeit der Rückfrage durch GP
- Aufzeichnung von Kommentaren und Reaktionen der GP
- Erhebung von Phonetik, Phonologie, Prosodik etc. möglich
- Einsatz von Ton, bewegtem Bild, Spielen etc.
Nachteile:
- hohe Kosten
- hoher personeller und zeitlicher Aufwand
- Beobachter-Paradoxon
- Gefahr standardsprachlicher Interferenzen (wenn Explorator_in Standardsprache und GP Dialekt spricht)
(zu den Vor- und Nachteilen beider Methoden vgl. u. a. Eichhoff 1982, Glaser 2000, Seiler 2010)